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Harvey Guzzini, der italienische Beleuchtungsstil der 60/70er Jahre

Harvey Guzzini, sagt Ihnen dieser Name etwas? Man könnte fälschlicherweise an einen angelsächsischen Designer denken, der einen italienischen Nachnamen ausnutzt, um ...

Design MarketMay 2023

Harvey Guzzini – Die Geschichte einer italienischen Designikone

Harvey Guzzini – sagt Ihnen dieser Name etwas? Man könnte fälschlicherweise vermuten, dass es sich um einen angelsächsischen Designer handelt, der einen italienischen Nachnamen nutzt, um ein inspirierendes Design zu produzieren. Doch das ist nicht der Fall! Harvey Guzzini ist eine italienische Designmarke, die sich auf Beleuchtung spezialisiert hat. Gegründet wurde sie von den sechs Brüdern Raimondo, Giovanni, Virgilio, Giuseppe, Adolfo und Giannunzio Guzzini, die sich von dem Film Harvey (1950) mit James Stewart inspirieren ließen. Dieser Beitrag beleuchtet die Erfolgsgeschichte der Marke, insbesondere ihre Blütezeit in den 60er und 70er Jahren.


Die Anfänge: Harvey Creazioni

1959 gründete Raimondo Guzzini in Recanati, an der italienischen Adriaküste, das Unternehmen Harvey Creazioni. Zunächst lag der Fokus auf Dekorationsgegenständen aus emailliertem Kupfer. 1963 schlossen sich alle sechs Guzzini-Brüder zusammen und erweiterten die Produktion um Pendel-, Wand-, Tisch- und Stehlampen. Das Unternehmen änderte im Laufe der Jahre mehrfach seinen Namen, von Harvey Creazioni zu Guzzini Illuminazione und schließlich zu iGuzzini.

Familienfoto der Guzzinis © radioerre.it


Erfolgsfaktoren in den 1960er Jahren

Zusammenarbeit mit Luigi Massoni

Einer der Hauptgründe für den Erfolg von Harvey Guzzini war die Zusammenarbeit mit Luigi Massoni, einem der führenden Designer der damaligen Zeit. Der Mailänder Massoni, geboren 1930, gehörte zu einer neuen Generation von Designern, die das italienische Möbeldesign revolutionierten.

Massonis frühere Werke umfassten u. a.:

  • Shaker und Eiskübel (1957), gemeinsam mit Carlo Mazzeri für Alessi.
  • Einbauküche "XYLA" (1972) für Boffi – die erste grifflose Küche, ein Meilenstein des italienischen Designs.

Kooperation mit weiteren Designgrößen

Neben Luigi Massoni arbeitete Harvey Guzzini mit renommierten Designern wie Gio Ponti, Gae Aulenti, Fabio Lenci, Rodolfo Bonetto, Cesare Casati und Ennio Lucini. Diese Kooperationen führten zu ikonischen Modellen wie:

  • Cobra-Lampe (1960er Jahre): Plexiglas und verchromtes Metall in futuristischer Form.
  • Tischlampe Modell Pulsino (1960er Jahre), entworfen von Gio Ponti.
  • Tischlampe Modell Focus (1970er Jahre) von Fabio Lenci.

Cobra-Lampe © SIDKd.o.o.


Die Produktpalette und Designphilosophie

Harvey Guzzini spezialisierte sich zunehmend auf die Verwendung von Methacrylat-Kunststoff (Acryl). Das Markenzeichen der Entwürfe war eine spielerische und organische Formensprache, gepaart mit der Kombination von verchromtem Metall und Kunststoff. Viele der Modelle waren von der beliebten Pilzform inspiriert. Zu den Bestsellern der Marke gehören:

  • Tischlampe Mushroom (1965), Design von Luigi Massoni und Luciano Buttura.
  • Moana-Lampe (1967), ebenfalls von Massoni.
  • Lampe Quadrifoglio (1968), Design von Gae Aulenti.
  • Lampe Brumbery (1972), ein Klassiker mit warmem Licht.

Mushroom-Lampe © selency.co.uk


Die 1970er Jahre: Neue Impulse

In den 70er Jahren arbeiteten Ermanno Lampa und Sergio Brazzoli für Harvey Guzzini und schufen zahlreiche bedeutende Designs:

  • Nastro-Serie (1970)
  • Pendelleuchte Orione (1970)
  • Schreibtischlampe Sirio (1970)
  • Stehleuchte Alba (1973)

Diese Stücke zeichneten sich durch Schlichtheit und Eleganz aus, kombiniert mit der damals innovativen Verwendung von Kunststoffmaterialien.

Pendelleuchte Orione © pamono.de


Fazit: Ein Vermächtnis des Designs

Harvey Guzzini hat sich in den 60er und 70er Jahren als eine der führenden Marken für Beleuchtungsdesign etabliert. Durch die Zusammenarbeit mit visionären Designern und die innovative Nutzung von Materialien wie Acryl hat die Marke ikonische Stücke geschaffen, die bis heute als Meisterwerke des italienischen Designs gelten.

Bildnachweise: Die Bilder und Designs stammen von renommierten Archiven und Websites wie pamono.de, selency.co.uk und antiquesmc.de.

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